Ohne Schutzgeld durch Palermo

Blick über Palermo/Sizilien. Foto: © Katharina Wieland Müller/pixelio.de

Wer die schönste Zeit des Jahres auf Sizilien verbringen will, muss sich klar darüber sein, dass er damit i.d.R. auch die Mafia unterstützt. Denn nach Schätzungen der Antimafia-Staatsanwaltschaft zahlen 70-80% aller Geschäfte auf Sizilien "il pizzo" (Schutzgeld) an die Mafia. Die Mafia hat die Unternehmen voll im Griff, wobei es nicht immer nur um Geldleistungen geht. Oft werden die Unternehmer auch gezwungen bei Lieferanten einzukaufen, die von der Mafia bestimmt werden, oder von der Mafia ausgewählte Mitarbeiter einzustellen.

Die Addiopizzo-Initiative

Wer in seinem Urlaub mithelfen möchte, diese kriminellen Machenschaften zu bekämpfen, sollte nur bei solchen Betrieben einkaufen, die sich weigern, Schutzgeld an die Mafia zu zahlen. Welche das sind, lässt sich mittels des »Addiopizzo«-Stadtplans von Palermo herausfinden, den man an öffentlichen Plätzen wie Hotels, Bahnhöfen oder Flughäfen erhalten oder auch im Internet auf der Website von addiopizzo.org herunterladen kann. Addiopizzo, zu deutsch »Tschüss Schutzgeld«, ist eine Initiative, die im Jahr 2004 entstand, als einige junge Leute in Palermo eine Kneipe eröffnen wollten aber keine Lust hatten Schutzgeld zu bezahlen. 2010 wurde dann der »Addiopizzo«-Stadtplan aufgelegt. Dank der Unterstützung der deutschen Botschaft in Rom ist er zweisprachig und steht auch in deutscher Sprache zur Verfügung. In dem Stadtplan sind 400 Läden, Restaurants, Kneipen und Cafés aufgelistet, die sich weigern Schutzgeld zu zahlen, Anzeige gegen die Erpresser erstatten und dies auch öffentlich mit dem Addiopizzo-Aufkleber bekunden. Inzwischen konnte die Addiopizzo-Initiative weitere Mitglieder hinzugewinnen, so dass der Addiopizzo-Aufkleber inzwischen an über 700 Geschäften zu finden ist. Eine vollständige Liste aller teilnehmenden Unternehmen gibt es auf der Website von addiopizzo.org.

Mutige Geschäftsleute

Natürlich ist die Teilnahme an der Addiopizzo-Initiative für die Geschäftsleute nicht ganz ungefährlich. Denn wer sich weigert, Schutzgeld zu zahlen, muss durchaus mit Konsequenzen rechnen. So werden von der Mafia schon mal Autos in Brand gesteckt oder Schlägertrupps geschickt.

Doch inzwischen soll Mafia das Eintreiben des Schutzgeldes bei Geschäften, die den Addiopizzo-Aufkleber tragen, angeblich meiden, da sie mit einer sofortigen Anzeige zu rechnen hat. Erreicht wurde das durch die konsequente öffentliche Unterstützung der an der Addiopizzo-Initiative beteiligten Geschäftsleute. Und natürlich durch Konsumenten, die gezielt in Addiopizzo-Geschäften kaufen.

Adresse: 

Palermo
Italien