Jedes Jahr wird von der Europäischen Union an mindestens zwei Städte der Europäischen Union der Titel Kulturhauptstadt Europas vergeben. Im Jahr 2012 sind das Guimarães in Portugal und Maribor in Slowenien. Damit will die EU den Reichtum und die Vielfalt des kulturellen Erbes in Europa fördern, die Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen aufzeigen und ein verbessertes Verständnis der Bürger Europas füreinander ermöglichen.

Und natürlich erhoffen sich auch die Kulturhauptstädte 2012 von dieser Auszeichnung viele (touristische) Besucher, die die Städte erkunden und von den vielfältigen interessanten Veranstaltungen profitieren, die für diesen Anlass angesetzt wurden.

Maribor

Das Städtchen Maribor, das einstige Industriezentrum des Balkans, hat zwar nur ca. 120.000 Einwohner, ist aber trotzdem nach Ljubljana die zweitgrößte Stadt Sloweniens.

Nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens im Jahre 1991 gingen Maribor die Märkte der übrigen nun ebenfalls selbständigen Staaten des ehemaligen Jugoslawien verloren, was zum Ruin vieler Unternehmen und zur Entlassung von tausenden Beschäftigten führte. Die derzeitige Arbeitslosenquote von ca. 17 Prozent liegt noch immer über dem slowenischen Durchschnitt und fällt auch nur deshalb so »niedrig« aus, weil viele Menschen – der EU sei Dank – im benachbarten Österreich Arbeit finden.

Gleich nach dem Verfall der Industrie setzte in Maribor die Suche nach einer neuen Identität ein. Die Stadt versuchte sich zunächst als Universitätsstadt zu profilieren und setzt nun vor allem auf Tourismus. Und dafür hat Maribor einiges zu bieten:

Maribor: Lage und Sehenswürdigkeiten

Am Fuße der sattgrünen Natur des Pohorje-Gebirges liegt die Stadt, umgeben von Weinbergen, am Flusslauf der Drau. Im alten Stadtkern sind besonders die Stadtburg (Mariborski grad) , die 1478–1483 unter Kaiser Friedrich III erbaut wurde, die aus dem 12. Jahrhundert stammende Kathedrale Janeza Krstnika und der im 16. Jahrhundert als Teil der Renaissance-Stadtfestung erbaute Wasserturm sehenswert. Interessant sind aber auch das Regionalmuseum, die Pestsäule, das Stadthaus, die jüdische Synagoge, die Kunstgalerie und das Theater.

Im ältesten Stadtteil, Lent, kann beim Weinmuseum der mit über 400 Jahren älteste Rebstock weltweit bewundert werden, der jedes Jahr immerhin noch bis zu 30 Liter Wein gibt. Verkauft wird dieser Wein, der in 300-Milliliter-Flaschen abgefüllt wird, allerdings nicht. Der seltene Tropfen geht an gekrönte Häupter und ähnlich wichtige Zeitgenossen. So sind z.B. Bill Clinton, Arnold Schwarzenegger und der japanische Kaiser Akihito im Besitz je einer Flasche dieses erlesenen Weines. Eine weitere Attraktion die mit dem Weinbau zusammen hängt, ist der labyrinthartige Weinkeller der Stadt, der sich über drei Kilometern erstreckt und mit seinen 20.000 Quadratmetern und einem Fassungsvermögen von sieben Millionen Flaschen zu den größten und ältesten Weinkellern in Europa zählt.

Aber nicht nur für Weinfreunde und historisch interessierte hat Maribor etwas zu bieten: Ebenso interessant ist es über die belebten Straßen und Plätze der Stadt zu wandeln, wo sich Geschichte und Tradition mit Dynamik und Moderne vereinen, oder in einen der modernen Shoppingzentren zu bummeln.

Auch für Skifahrer ist einiges geboten: So ist Maribor, dessen Skigebiet mit dem Stadtbus zu erreichen ist, auch der Schauplatz des traditionellen Damen-Skiweltcups Zlata lisica.

Veranstaltungen in Maribor

Für das Jahr als europäische Kulturhauptstadt wurde ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm zusammengestellt, das zusammen mit fünf weiteren Partnerstädten (Murska Sobota, Novo Mesto, Ptuj, Slovenj Gradec und Velenje) in Ostslowenien auf die Beine gestellt wurde.

In allen Städten werden Lesungen, Ausstellungen, Schauspiel, Tanz, Musik und bildende Kunst in teils ungewöhnlichen Orten geboten. So gibt es z.B. im Februar in der malerischen Altstadt von Ptuj den Karnevalsumzug, bei dem an die alemannische Fastnacht erinnernde Masken und Kostüme getragen werden. Die mittelalterliche Stadt Slovenj Gradec (nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt) wird im Projekt »Wiederbelebte Klänge der Vergangenheit« an den Komponisten Hugo Wolf erinnert. Und in Velenje wird das alljährliche Pippi-Langstrumpf-Festival in diesem Jahr besonders intensiv gefeiert.

Die größten Festivals werden in Maribor stattfinden, das mit seinem Schauspielhaus als dem Hauptort für Schauspiel, Oper und Musiktheater prädestiniert ist. Aber nicht nur dort wird es Veranstaltungen geben. Die ganze Stadt mit dem Drau-Ufer und den alten Industriebrachen sind eingebunden. So wurde in den ehemaligen Fabrikhallen der TAM-Werke, in denen in der Industrie-Hochzeit bis zu 9000 Leute arbeiteten, ein Kulturzentrum und eine Performance-Stätte eingerichtet.

Eröffnungswochenende Maribor

Zur Eröffnung des Jahres als Kulturhauptstadt präsentiert Maribor am Wochenende vom 13. bis zum 15. Januar 2012 ein Feuerwerk von Veranstaltungen, dessen Höhepunkt sicherlich die Aufführung der der Oper »Schwarze Masken« (Črne maske) darstellt, die vom slowenischen Expressionisten Marij Kogoj geschaffen wurde. Daneben wird es aber auch zahlreiche weitere Veranstaltungen, Konzerte und Installationen im Stadtzentrum geben, wo auf mehr als 10 Bühnen ein unvergessliches Spektakel geboten wird.

Ein besonderes Highlight wird am Tag der Eröffnungsfeier die strahlende Lichtmauer sein, die Maribor umgeben wird, wobei mit einer Laserprojektion die mittelalterliche Stadtmauer auf eine innovative und moderne Art rekonstruiert wird.

Weitere Informationen zum Programm der Kulturhauptstadt Maribor gibt auf der Seite Maribor 2012.

Guimarães

Noch kleiner als Maribor ist die zweite europäische Kulurhauptstadt 2012, Guimarães. Nur 50.000 Einwohner zählt die mittelalterliche Stadt am Fuße der Serra da Penha, ca. 45 Kilometer von Porto entfernt. Aber dafür ist sie die Wiege Portugals, war sie doch die Geburtsstadt des ersten portugiesischen Königs Afonso Henrique. Als dritte Stadt Portugals erhält Guimarães jetzt nach Lissabon und Porto die Auszeichung als Kulturhauptstadt Europas.

Eine typisch nordportugiesische Stadt ist Guimarães und bietet mit ihrer UNESCO-geschützten Altstadt, mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten und der eigenen Universität für jeden etwas.

Guimarães: Nicht nur mittelalterlichen Burgen und Wehrmauern

Neben den mittelalterlichen Burgen und Wehrmauern gibt es in Guimarães auch noch einige interessante Museen. Zu erwähnen ist hier z.B. das Alterto-Sampaio-Museum, das für seine Sammlung Sakraler Kunst bekannt und im Säulengang der Kirche Nossa Senhora da Oliveira gelegen ist. In einem weiteren Säulengang, dem des Klosters Sao Domingos befindet sich das Martins-Sarmento-Museum, das sich mit den archäologischen Funden aus der Gegend beschäftigt. Empfehlenswert sind auch der mittelalterliche Palast des Herzogs von Bragança aus dem 15. Jahrhundert, die Kirche Sao Miguel aus römischer Zeit, die Barock-Kirche Santos Passos und das Kloster Santa Marinha da Costa.

Auch die Umgebung von Guimarães ist mit ihrer reizvollen Landschaft, in der der frische »Vinho Verde« angebaut wird, den nicht weit entfernen Stränden und der Metropole Porto reich an Attraktionen.

Guimarães: Reichhaltiges Kulturprogramm

Im Mittelpunkt des am 21. Januar 2012 startenden Kulturprogramms wird in Guimarães der Mensch stehen. Zentral sind also nicht die Feierlichkeiten selbst, sondern die Menschen, die an ihnen teilnehmen. So soll ein Netzwerk aus Besuchern und Künstlern entstehen, das sich mit den Themen der Stadt, mit den Künsten selbst, mit dem Denken und der Gemeinschaft auseinandersetzt. Dafür, dass die Besucher mit dem »Denken« nicht alleine gelassen werden, wird der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas sorgen, der für das »gewisse Etwas« verantwortlich sein wird.

Weitere Schwerpunkte werden mit dem extra installierten Navigationssystem und dem Studiotheater mit dem englischen Regisseur Peter Brook geschaffen.

Weitere Informationen zum Programm der Kulturhauptstadt Guimarães gibt auf der Seite Guimarães 2012.

Deutsche Kulturhauptstadt frühestens wieder 2020

Eine deutsche Kulturhauptstadt wird es frühestens wieder 2020 geben. Für dieses Jahr planen dafür aber gleich zwei deutsche Städte die Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt, nämlich Mannheim und Freiburg.